Tierschutzverein Mechernich e.V.

Den Tieren eine Stimme geben

Tiertransporte hier die Stellungsnahme vom Deutschen Tierschutzbund

Stand 21.02.2019 

Stellungnahme  zum  Vorschlag  des  Bayerischen  Staatsministeriums  für 
Umwelt  und  Verbraucherschutz  vom  19.02.2019  zu  Tiertransporten  in  

                                                                         Drittstaaten  

 

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Es  ist  erfreulich,  dass  der  Transport  von  Rindern  in  bestimmte  Drittstaaten  beendet 
werden  soll,  es  ist  jedoch  nicht  zu  erklären, warum  die  Türkei  davon  ausgenommen  

werden   soll.   Auch   für   die   Türkei   muss   es   einen   Transportstopp   geben,   da   dort 
Mindeststandards zum Tierschutz nachweislich nicht eingehalten werden. 

Grundsätzliche Bewertung 

Der  Deutsche  Tierschutzbund  begrüßt,  dass  sich  das  bayerische  Umweltministerium 
entschlossen  hat,  eine  Negativliste  von  Drittstaaten  herauszugeben,  in  die  keine  

Transporte von Rindern mehr stattfinden sollen. 

Damit  wird  die  überfällige  Konsequenz,  aus  der  seit  Langem  vorgebrachten  Kritik  an 
derartigen   Langstreckentransporten   und   auch   Schlachtmethoden,   in   zahlreichen   

Drittstaaten  gezogen,  die  mit  durch  nichts  zu  rechtfertigenden Grausamkeiten  den 
Tieren gegenüber verbunden sind. 

Diesem   Beispiel   sollten   alle   Bundesländer   folgen.   Transporte   in   die   genannten 
Drittstaaten  müssen  bundesweit  untersagt  werden.  Die  anderen  EU-Mitgliedsländer 

sollten diesem positiven Beispiel folgen und die Exporte ebenfalls beenden. 

Umfangreiche  Dokumentationen  belegen,  dass  die  EU-Transportvorschriften  in  den 
Drittstaaten  nicht  eingehalten  werden.  Bei  der  Abfertigung  der  Transporte  kann  die  

Behörde    in    Deutschland    nicht    sicherstellen,    dass    die    Vorgaben    der    EU- 
Transportverordnung  bis  zum  Bestimmungsort  im  Drittland  eingehalten  werden.  De  

facto   ist   es   außerhalb   der   EU-Grenzen   nicht   möglich   zu   kontrollieren,   ob   die 
Verordnung   eingehalten   und   durchgesetzt   wird.   Das   Urteil   des   Europäischen   

Gerichtshofes  von  2015  bestätigt  hingegen,  dass  genau  das  gewährleistet  werden 
muss. 

Es  gelten  in  Drittstaaten  mehrheitlich  andere  Auffassungen zum  Umgang  mit  Tieren; 
Tierschutzgesetze oder sonstige Tierschutzvorgaben existieren nicht in jedem Land. 

Auch   der   Beschluss   des   EU-Parlamentes   vom   14.02.2019   fordert   dazu   auf, 
Langstreckentransporte   zu   beschränken   und   durch   den   Handel   mit   Fleisch   bzw.   

genetischem  Material  zu  ersetzen.  Der  Deutsche  Tierschutzbund  ist  der  Ansicht,  dass 
es     keine     Transporte     lebender     Tiere     über     lange     Strecken     geben     darf. 
Langstreckentransporte  stellen  immer  eine  enorme  Belastung  für  die  Tiere  dar  und  

sollten komplett verboten werden.  

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                                      Stellungnahme zum Vorschlag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und 
Verbraucherschutz vom 19.02.2019 zu Tiertransporten in Drittstaaten  

Transporte in die Türkei 

Abgesehen  davon  ist  nicht  nachvollziehbar,  weshalb  bestimmte  Drittstaaten,  wie  die 
Türkei,  Irak  oder  Jordanien,  bisher  nicht  in  die  Liste  aufgenommen  wurden,  womit  sie  

weiterhin  als  Exportländer  genehmigungsfähig  sind.  Transporte  in  die  Türkei  müssen 
unverzüglich   beendet   werden.   Die   Transportbedingungen   in   die   Türkei   sind   

keineswegs  tierschutzkonformer,  als  die  in  andere  Drittländer,  welche  entsprechend 
der  Negativliste  nicht  mehr  beliefert  werden  sollen.  Hingegen  sind  die  Probleme  

gerade bei Transporten in die Türkei besonders gut dokumentiert. 

Im Jahr 2017 wurden 81.000 sogenannte Zuchtrinder aus Deutschland in Drittstaaten 
exportiert, davon 30.000 in die Türkei.  

Wenn diese Transporte gesetzeskonform ablaufen, dauern sie ca. 91 Stunden, liegt der 
Bestimmungsort in der Osttürkei, dauern diese entsprechend länger. Das bedeutet, die 

Rinder  werden  29  Stunden  lang  transportiert,  bevor  sie  den  LKW  das  erste  Mal 
verlassen.  Wie  bekannt  ist,  versuchen  Rinder  so  lange  zu  stehen,  wie  es  ihre  Kräfte  

ihnen   erlauben,   obwohl   es   besonders   erschöpfend   ist,   die   Fahrtbewegungen 
auszubalancieren.  Eine  ausreichende  Versorgung  mit  Wasser  und  Futter  ist  auf  dem  

Lastwagen  nicht  möglich.  Nach  29  Stunden  Fahrt  werden  sie  abgeladen  und  es  muss 
ihnen  eine  Versorgungspause  von  24  Stunden  gewährt  werden.  Danach  kann  der  

Transport  für  weitere  29  Stunden  fortgesetzt  werden,  dieser  Zyklus  darf  beliebig  oft 
wiederholt werden. 

Der  bulgarisch-türkische  Grenzübergang  ist  seit  Jahren  dafür  bekannt,  dass  es dort 
regelmäßig  zu  langen  Wartezeiten  kommt.  Im  günstigsten  Fall  kann  die  Grenze  

innerhalb  von  sechs  Stunden  passiert  werden,  oft  dauert  es  jedoch  tagelang.  Die 
wartenden  LKW  stauen  sich,  die  Tiere  verbleiben  auf  den  Lastwagen,  es  gibt  keinen  

Schatten  und kein  Wasser.  Diese  Zustände  wurden  erst  im  Audit  der  Generaldirektion 
Gesundheit der EU-Kommission im September 2017 wieder beschrieben. 

Haben  die  Transporter  die  Grenze  passiert,  gibt  es  keine  Versorgungsstationen  für  die 
weiteren   Versorgungspausen.   So   kam   2018   eine   türkische   Delegation   nach   

Deutschland, um sich über die Einrichtung von Versorgungsstationen zu informieren. 

Schlachtmethoden in der Türkei 

Während   der   Schutz   der   Tiere   in   der   EU   in   der   Tierschutz-Schlachtverordnung 
geregelt  ist,  fehlt  ein  vergleichbares  Werk  in  der  Türkei.  Es  existiert  kein  gesetzlicher  

Schutz  für  die  Tiere.  Die  Tiere  werden  grundsätzlich  ohne  Betäubung  geschlachtet. 
Wie  z. B.  im  Filmbeitrag  „37  Grad  - Geheimsache  Tiertransporte“  im  November  2017  

dokumentiert   wurde,   erfolgt  nicht   einmal   in   Schlachthöfen   ein   schonendes   und 
schnelles Schlachten – sofern dies beim Schächten überhaupt gegeben sein kann. Wie 

die  Tierärztin  Lesley  Moffat,  die  für  die  Tierschutzorganisation  „Eyes  on  Animals“ 
berichtet,  gibt  es  zwar  Schlachthöfe  in  der  Türkei,  die  einer  Beratung  und  Schulung 
aufgeschlossen  gegenüberstehen,  das  ist  jedoch  nicht  die  Regel.  Der  Umgang  mit  den  

Tieren  vor  der  Schlachtung  ist  gewaltsam,  sämtliche  Grundsätze  der  Tierschutz- 

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                                      Stellungnahme zum Vorschlag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und 
Verbraucherschutz vom 19.02.2019 zu Tiertransporten in Drittstaaten  

Schlachtverordnung   und   der   Weltorganisation   für   Tiergesundheit  (OIE)   werden 
missachtet.  Auch  die  Dissertation  von  E.  Eser  aus  dem  Jahr  2012  belegt  erhebliche  

Wissensdefizite  beim  Schlachtpersonal  und  tierschutzwidrige  Arbeitsweisen.  Rinder 
werden  unbetäubt  an  den  Hintergliedmaßen  aufgehängt,  anschließend  werden  ihnen  

die  Halsschlagadern  durchtrennt.  Wenn  das  mit  einem  sehr  scharfen  und  sehr  großen 
Messer  erfolgt,  sind  die  Schmerzen  für  das  Tier  geringer,  als  wenn  mit  einem  kurzen 
Messer  in  mehreren  sägenden  Schnitten  geschlachtet  wird.  Gerade  das  geschieht  

jedoch  sehr  häufig  in  diesen  Schlachthöfen.  Der  Tod  und  die  Bewusstlosigkeit  treten 
oft erst nach 20 bis 30 Minuten ein, das Tier erleidet in dieser Zeit größte Schmerzen. 

Hinzu  kommt,  dass  Rinder  auch  außerhalb  von  Schlachthöfen  geschlachtet  werden 
dürfen.   Durch   eine   Änderung   der   Gesetzeslage   wurde   das   Schlachten   durch   

Privatpersonen  außerhalb  von  Schlachthöfen  erleichtert,  wie  aus  dem  USDA-Bericht 
von   2017   hervorgeht.   Das   „Hinterhofschlachten“   ist   unweigerlich   mit   massiven   

Tierschutzverstößen verbunden. 

Zwar  werden  die  aus  Deutschland  importierten  Rinder  ursprünglich  als  Zuchttiere 
gehandelt,  jedoch  geht  der  Milchkonsum  in  der  Türkei  zurück.  Die  Schlachtzahlen  

hingegen  steigen,  da  die  Nachfrage  nach  Rindfleisch  wächst.  Somit  werden  die  aus 
Deutschland   importierten   Zuchtrinder   und   ihre   Kälber   über   kurz   oder   lang   

geschlachtet. 

Die   in   den   Leitlinien   der   Weltorganisation   für   Tiergesundheit  (OIE)   festgelegten 
Mindeststandards  zum  Umgang  mit  Tieren,  zu  Transport- und  Schlachtmethoden  hat  

auch  die  Türkei  unterzeichnet.  In  der  Praxis  werden  diese  Grundsätze  jedoch  in  jeder 
Hinsicht ignoriert. 

Inhaltlich verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV:

Herr Reiner Bauer
Ginsterweg 7
53894 Mechernich